Moritz Frei
Tausche Ölbild für gebrauchtes Auto (nicht älter als 5 Jahre).
Gestaltung: e o t . essays on typography: Lilla Hinrichs, Anna Sartorius Kleinanzeigen von Künstlern ab 1985.
84 × 110 mm
128 Seiten
Offsetdruck
Deckenband, Fadenheftung
ISBN 978-3-00-054597-9
12,00€
Vorrätig
„Tragikomische Einblicke in einen fast normalen Berufsstand.“
„Das lustigste Buch des Monats.“
„Das beste Buch seit 6 Jahren.“
„From depressingly desperate to hilariously funny.“
„Skurrile, oft komische, bisweilen traurige Wortmeldungen aus dem Künstlerleben.“
https://vimeo.com/194147433
Vom Überleben mit der Kunst
Ganze Bibliotheken gibt es über die theoretischen Ansprüche von Künstlern. Über deren
praktische Grundlagen schon deutlich weniger. Und beides zusammen gerät ganz selten in
den Blick. Umso besser, dass es jetzt die Neuauflage eines Büchleins gibt, das genau dies in
besonderer Weise leistet: Moritz Frei versammelt darin tragikomische Künstleranzeigen, und
schon der Titel seines Werks zeugt vom geringen Selbstwertgefühl und den gleichwohl großen
Bedürfnissen vieler Künstler: „Tausche Ölbild für gebrauchtes Auto“.
Manche Anzeige zielt auf ebenso bescheidenen wie erfüllbaren Wunsch („Stahlbildhauer sucht
Holz mit Fundstückcharakter, bis 1 m lang“). Mancher strebt aber auch dem uralten Ziel der
Kunstavantgarden nach einer Vereinigung von Kunst und Leben nach – etwa ein „etablierter
Maler“ auf Gran Canaria („sucht junge Künstlerinnen, die mit ihm leben + arbeiten“). Frauen,
die sich zur Kunst berufen fühlen, wollen meist lieber uneigennützige Sponsoren – und
annoncieren mitunter ganz unumwunden: „Welcher Kunstmäzen schenkt talentierter
Künstlerin schönes, bewohnbares Anwesen mit Atmosphäre zum Leben und Arbeiten?“ Die
meisten zielen indes auf eine jenseits von Staffelei und Bett eher genügsame Existenz ab
(„Künstlerpaar, 62 + 54 + Kleinspitz sucht Tätigkeit als Hausmeister am Meer“).
Tja, Kunst geht nach Brot. Nicht jeder bekommt, was er verdient. Und manche noch viel
weniger: Das Einkommen von Künstlern in Deutschland liegt bei 15 000 Euro. Brutto. Im Jahr.
Und zwar durchschnittlich, was bedeutet, dass die meisten Künstler weitaus weniger haben.
Statt aber mit derart in Zahlen geronnenen Notlagen zu hantieren, hält Moritz Freis
Anzeigenkollekte noch Trost bereit: „Afrika: Helles, ruhiges Atelier mit 1 Schlafzi., Bad, Küche,
ohne Strom, aber 12 Std. Sonnenlicht.“ Na bitte.
Hannoversche Allgemeine Zeitung